Wo Geschichte lebt – das Kloster Speinshart als Ort für Kultur, Spiritualität und wissenschaftlichen Austausch
Speinshart – wo Wissen auf morgen trifft
Ein Ort für vorausschauendes Denken
Die Ursprünge des Klosters Speinshart reichen bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück.
Der Überlieferung zufolge wurde das Kloster im Jahr 1145 gegründet durch Adelvolk von Reifenberg und seine Frau Richenza, gemeinsam mit den adeligen Brüdern Reinhold und Eberhard von Reifenberg. Die Stiftung wurde der Jungfrau Maria geweiht, dargestellt im Eingangsfresko der Klosterkirche, auf dem die Stifter ein Modell einer romanischen Basilika der Gottesmutter überreichen.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte gewann das Kloster Speinshart zunehmend an Bedeutung.
Unter der Leitung von Propst Georg Ochs von Gunzendorf (1457–1505) erlebte das Kloster eine Blütezeit. Im Jahr 1459 wurde es vom Generalkapitel des Prämonstratenserordens zur Abtei erhoben und 1460 verlieh Papst Pius II. dem Abt die bischöflichen Insignien – Ring, Stab und Mitra. In dieser Zeit übernahm die Abtei auch eine zentrale Rolle in der Kirchenreform und wurde zum Mutterkloster für prämontstratensische Klöster in Böhmen, Polen und Ungarn.
Mit der Reformation jedoch begannen schwierige Jahre für Speinshart.
Die Wahl von Johann von Egloffstein zum Abt im Jahr 1522 markierte den Beginn eines Niedergangs. Es traten keine neuen Mitglieder mehr ein und die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich zunehmend.
Mitte des 16. Jahrhunderts hatte sich die Reformation in der Region fest etabliert. Unter dem Druck des pfälzischen Kurfürsten wurden Abt Johann von Gleißenthal, seine Nachfolger und die verbliebene Klostergemeinschaft schrittweise in die evangelische Verwaltung integriert. 1556 war Speinshart de facto zu einer protestantischen Einrichtung geworden und die Vermögenswerte des Klosters gingen zunehmend in staatliche Hand über. Die endgültige formale Auflösung zog sich über mehrere Jahrzehnte hin.
Trotz der Säkularisierung bestand Speinshart nominell weiter – vor allem aus administrativen Gründen. Erst 1661, im Zuge der Gegenreformation und der Rückkehr katholischer Herrschaft in der Region, konnten die Prämonstratenser zurückkehren. Mit Unterstützung des Kurfürstentums Bayern wurde das Kloster neu gegründet und das klösterliche Leben kehrte Schritt für Schritt zurück.
Das späte 17. und das 18. Jahrhundert waren von einer bemerkenswerten Erneuerung geprägt.
Mehrere Äbte leiteten umfassende Bau- und Kunstprojekte, durch die das Kloster zu einem herausragenden Beispiel bayerischer Barockarchitektur wurde.
Abt Gottfried Blum (1691–1711) und seine Nachfolger – insbesondere Abt Dominikus I. von Lieblein (1734–1771) – prägten diese kulturelle Blütezeit maßgeblich. Die prächtige Klosterkirche mit ihren reich verzierten Fresken, Stuckarbeiten und Skulpturen zeugt bis heute vom Wohlstand und künstlerischen Anspruch dieser Epoche.
Diese zweite Blütezeit fand mit der Säkularisation Bayerns im Jahr 1803 ein jähes Ende: Das Kloster wurde zum zweiten Mal aufgelöst, die Gebäude gingen in staatlichen Besitz über und das klösterliche Leben kam erneut zum Erliegen.
Erst im 20. Jahrhundert erlebte Speinshart einen neuen Anfang.
Das Kloster erstrahlt in neuem Glanz.
Nach langen Verhandlungen siedelten 1921 Prämonstratenser aus dem Kloster Windberg nach Speinshart über und 1923 wurde die Abtei offiziell wiederbegründet. In den folgenden Jahrzehnten baute die Gemeinschaft das Kloster sowohl geistlich als auch baulich wieder auf und begann schrittweise mit der Restaurierung der historischen Anlagen, darunter Kirche und Wohngebäude. Umfassende Sanierungsmaßnahmen im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert mündeten 2017 in den Abschluss einer vollständigen Renovierung.
Heute ist das Kloster Speinshart erneut ein lebendiges Zentrum spirituellen Lebens, historischen Erbes sowie internationalen kulturellen und wissenschaftlichen Austauschs.